Enneagramm-Modell

Das Enneagramm ist ein offensichtlich sehr altes und zugleich sehr aktuelles Modell zur Menschenkenntnis und Persönlichkeitstypologie…

Das Modell des Enneagramms

Das Enneagramm ist ein offensichtlich sehr altes und zugleich sehr aktuelles Modell zur Menschenkenntnis und Persönlichkeitstypologie. Je nach Autor wird es u.a. auf islamische Mystiker, die Sufis, zurückgeführt, deren Ursprünge im 8. Jahrhundert liegen oder auf die Wüstenväter im vierten Jahrhundert, mit Pythagoras in Verbindung gebracht (sechstes Jahrhundert vor Christus) oder sogar bis zu den Weisen von Babylon um 2500 v. Chr. zurückverfolgt. In der christlichen Deutung und Anwendung des Modells wird auf die Todsünden Bezug genommen: Siehe nebenstehende Grafik. Psychologisch interpretiert heißt dies: Jeder Mensch hat seine Schattenseiten, die es zu überwinden gilt.

Dieses sehr alte Wissen der Menschheit, das intuitiv gefunden und durch Überlieferung weitergegeben wurde, ist bis heute nicht nur aktuell, sondern hat gerade in den letzten 25 Jahren eine fast explosive Entwicklung im Schrifttum und in der Anwendung angenommen. Das Enneagramm unterscheidet neun klar und eindeutig voneinander abgegrenzte Persönlichkeitstypen. Nach der bisherigen Lehre des Enneagramms gibt es keine Mischtypen: Jeder Mensch hat eindeutig einen Typus. Allerdings können wesentliche Persönlichkeitseigenschaften von den benachbarten Typen übernommen worden sein. Im Folgenden werden die neun Typen in Kurzform beschrieben.

Typ 1

Der Typ EINS wird in der Literatur als Perfektionist, Reformer, ethischer Unterstützer oder weiser Realist bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Der EINSER ist ein Mensch, der ein schnelles Urteil hat und der schnell Bewegung entfaltet. Er setzt Dinge in Gang, er verändert, er verbessert, er reformiert und verfügt über unerschöpfliche Energie. In seinem starken Handlungs- und Veränderungsdrang bringt er sich mit großem Eifer und mit seinen idealistischen Ideen und Vorstellungen, wie Welt ist oder sein sollte, für andere einzelne Menschen oder große Gruppen von Menschen ein. Das kann, auf Berufsgruppen bezogen, ein Politiker sein oder ein Arzt, der ein soziales Projekt in der Dritten Welt verantwortet. Mit letztem Punkt wäre dann die Ethik im Unterstützen anderer angesprochen. Ferner verfügt er über die Möglichkeit, in Friede, Harmonie, Ausgewogenheit und heiterer Gelassenheit zu leben und die Dinge so zu sehen, wie sie sind – in ihrer Vielschichtigkeit.

Die Schwächen beim EINSER liegen in seinem Weltbild begründet, dass nur Vollkommenes liebenswert ist und dies auch für ihn gilt: Nur wenn er selbst vollkommen und perfekt ist, wird er geliebt. Wenn er in seinem entwicklungsverzögerten Stadium die Welt anschaut, sieht er daher nur Unvollkommenheit. Das führt zu einer tiefen Enttäuschung, die sich zu Wut und schließlich zu tief sitzendem Zorn und Ärger verdichten, die ihm allerdings nicht bewusst sind. Dieser Zorn ist auch die Quelle seiner großen Energie, lässt ihn aber oft über das Ziel hinausschießen, weil seine Taten oft aus falschen Motiven heraus erfolgen oder nicht den Bedürfnissen derjenigen entsprechen, denen diese Reformen nutzen sollen. Eine Diskussion wird dann mit dem EINSER schwierig, hat er doch den Anspruch, für Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit einzutreten. Der Gegenwind der Menschen, die sich seinem Reformgeist entgegenstellen, macht ihn dann noch wütender.

Der Entwicklungsweg für den EINSER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Wut, Zorn und Ärger zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, die Welt mit anderen Augen zu sehen und die Vollkommenheit der Unvollkommenheit zu erkennen, seinen hohen Veränderungsdrang zu reduzieren und nur dann tätig zu werden, wenn auch wirklich die Bedürfnisse anderer erfüllt werden können.

Typ 2

Der Typ ZWEI wird in der Literatur als Helfer, Geber oder alterozentrierter Menschenfreund bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Er hilft ausgesprochen gern: liebevoll, ausgiebig, bereitwillig. Oft ist er mit einer großen Freundlichkeit und Wärme ausgestattet. Sein gefühlsvolles Handeln stellt er in den Dienst von anderen Menschen und nimmt Anteil an deren Gefühlen. Er ist aufmerksam, nimmt Signale von anderen Menschen auf und baut die erspürten Wünsche und Bedürfnisse anderer in sein Handeln ein: Dies ist die alterozentrierte Komponente, die ihn als Menschenfreund ausweist. Der ZWEIER ist ein liebevoller Diener, ausgestattet mit sehr viel Herzlichkeit. Er kann tiefe Freundschaften, hingebungsvolle Liebesbeziehungen entwickeln und andere ihm nahestehende Menschen jeden Wunsch von den Augen ablesen und unendlich verwöhnen.

Die Schwächen beim ZWEIER liegen in seinem Weltbild begründet, dass er nur dann geliebt wird, wenn er selbst liebt. In seinem entwicklungsverzögerten Stadium tritt er daher als liebevoller Helfer und Geber auf. Ihm ist es nicht bewusst, dass er sich auf diese Art und Weise bei anderen Menschen einschmeichelt, seine Zuwendung erkauft und den anderen Menschen mit seinem eigenen liebevollen Geben erdrückt und die stumme Erwartung an ihn richtet, dafür ganz viel zu bekommen. Dahinter liegen ebenfalls unbewusste Gefühle von einer tiefen egoistischen Bedürftigkeit und Scham, die sich hinter seinem Hochmut verbergen: Glaubt der ZWEIER doch aus tiefstem inneren Herzen, dass er die Liebe in Person ist.

Der Entwicklungsweg für den ZWEIER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Hochmut, Scham und scheinbarer Liebe zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, sich im Helfen zurückzunehmen, mehr zu beobachten statt zu handeln, mehr nein als ja zu sagen und mehr Ich-Bezogenheit zu entwickeln.

Typ 3

Der Typ DREI wird in der Literatur als Erfolgsmensch, Dynamiker, liebenswürdiger Gewinner oder authentische Persönlichkeit bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Er verfügt über eine gute Intuition und hat erkannt, wie die Welt funktioniert. Das ermöglicht es ihm, kraftvoll und dynamisch zu agieren. Er stellt seine Tatkraft für alle möglichen Aufgaben zur Verfügung, leistet extrem viel und ist dabei sehr erfolgreich. Nach außen wirkt er sehr selbstbewusst und scheut auch keinen Wettbewerb. Er definiert sich über Leistung und Erfolg und gern auch über die dazugehörigen Statussymbole, ob es die Noten in einem Zeugnis sind oder Konsumprodukte oder Luxussymbole der Wohlstandsgesellschaft. Auf andere Menschen wirkt er kraft seiner Ausstrahlung und kann eine gehörige Portion Charisma entfalten. Ein DREIER kann Kühlschränke an Eskimos verkaufen.

Die Schwächen beim DREIER liegen in seinem Weltbild begründet, dass er nur dann geliebt wird, wenn er eine Leistung abliefert. In seinem entwicklungsverzögerten Stadium produziert er daher unbewusst Leistungen ohne Ende und kauft sich auf diese Art und Weise Bestätigung, Anerkennung, Zuwendung und Liebe ein. Diese Sucht stattet ihn mit einer großen Energie aus. DREIER sind kaum zu bremsen. Auch haben sie ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, das von ihrer Erfolgssucht herrührt. Da Misserfolge nicht in das Bild hineinpassen, werden sie umgedeutet und nicht wirklichkeitsgetreu wahrgenommen. DREIER scheinen in diesem entwicklungsverzögerten Stadium mehr als sie sind. Sie machen sich größer, schöner, schneller als es ihren tatsächlichen Fähigkeiten entspricht. Dahinter liegen unbewusste Gefühle, mehr zu scheinen als zu sein: Blendwerk, Fassade, Oberflächlichkeit, Eitelkeit, Ruhmsucht, Lüge, Betrug, Täuschung.

Der Entwicklungsweg für den DREIER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Eitelkeit, Lüge und Täuschung zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, seine Leistungs- und Erfolgsorientierung zurückzunehmen, den Sinn seines Tuns zu reflektieren und mit mehr Skepsis an Themen heranzugehen, um schließlich auch Ruhe und innere Stille aushalten zu können und insgesamt andere Prioritäten zu setzen.

Typ 4

Der Typ VIER wird in der Literatur als Romantiker oder inspiriert-schöpferischer Mensch bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? In der Kombination aus seiner gefühlsmäßig-intuitiv wahrgenommenen Vorstellung von Welt und seinem Denken entwickelt er in großer Inspiration neue schöpferische Lösungen. Er nutzt seine hohe Kreativität und seine blühende Fantasie dazu, romantische Vorstellungen zu entwickeln und sieht die Wirklichkeit mit künstlerischen Augen: Die Kunst der Vorstellung, wie die Welt sein könnte. Ihn treibt eine Sehnsucht, das Schöne und das Besondere auf dieser Welt zu sehen und herbeizuführen. Das können Konzepte, Erfindungen, Kunstwerke sein oder auch Beiträge, die sie im Entdecken von Potenzialen anderer Menschen oder in der Führung von Unternehmen oder Organisationen stiften.


Die Schwächen beim VIERER liegen in seinem Weltbild begründet, dass ihm die Gegenwart überhaupt nicht gefällt und suboptimal für ihn ist. Also ist er ständig auf der Suche nach Utopia, der neuen schönen Welt. Nichts stellt ihn zufrieden, alles muss immer weiter gedacht werden, ohne dass es ihm völlig gefällt. So kann er Projekte anschieben, mit dem Ziel, dieses nur ihm auf unbewusste Art und Weise vertraute romantische Bild zu suchen. Man wird es kaum finden können, weil die Realität mit ihren restriktiven Bedingungen von Zeit und Geld es nicht zulässt. Der VIERER zieht aus diesen Projekten, Ritualen und Symbolen schon Zufriedenheit, weil sie seine Sehnsucht erfüllen, auch wenn die Inhalte noch auf sich warten lassen.


Der Entwicklungsweg für den VIERER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Selbstbezogenheit, Schwermut und Neid zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, mehr Realitätsnähe und Gegenwartsbezogenheit zu entwickeln und sich auf konkret realisierbare Erfolgsmöglichkeiten zu konzentrieren. So gelangt er zu Echtheit, Wahrhaftigkeit und Ausgeglichenheit.

Typ 5

Der Typ FÜNF wird in der Literatur hauptsächlich als Beobachter oder auch als Pionier und Visionär bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Seine überaus große Stärke liegt in der Fähigkeit des Beobachtens. Weil er sich in seinem Handeln völlig zurückhalten und von Einflussnahmen absehen kann, setzt er seine Beobachtungsgabe und seinen Verstand dazu ein, die Welt in aller Tiefe verstehen zu wollen und gründlich auszuleuchten: ein Philosoph, ein Freund des Geistes. So findet er Erklärungen für Zusammenhänge und das Weltgeschehen, die anderen eher verborgen bleiben. Auch kann er seine Gefühle beim Beobachten außen vor lassen, was zu einem besonders rationalen Urteil der Erkenntnisprozesse beiträgt. Die Logik dominiert das Geschehen im Kopf eines FÜNFERS. Die Distanziertheit von Gefühlen, von anderen Menschen und von Geschehnissen, führt dazu, dass er ein hohes Maß an Objektivität entwickeln kann.

Die Schwächen beim FÜNFER liegen in seinem Weltbild begründet, dass nur absolut klares Erkennen und Verstehen Sicherheit bietet und es ihm ermöglicht, seine tiefer liegenden unbewussten Ängste im Zaum zu halten. Also häuft er immer mehr Wissen an, weil ihm dies eine scheinbare Sicherheit liefert und sein mangelndes Selbstvertrauen stützt. Dabei kann er sehr rigide werden, weil er auf feinste Details achtet und die vorliegenden Informationen in sein sehr klar strukturiertes Weltbild passen müssen: Abweichungen davon werden nicht toleriert. Aus dem Beobachten wird ein Sammeln von immer mehr Informationen. Dahinter stecken Habsucht, Geiz und mangelndes Loslassen.

Der Entwicklungsweg für den FÜNFER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Angst, Habsucht und Unentschlossenheit zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, nicht noch mehr an Informationen zu sammeln, sondern genau das Gegenteil zu tun: schneller Entscheidungen treffen, schneller ins Handeln kommen, bereits Vorhandenes loslassen. Aus den Erfolgen baut sich dann ein höheres Selbstvertrauen auf und die Zurückgezogenheit kann sukzessive aufgelöst werden.

Typ 6

Der Typ SECHS wird in der Literatur als Loyaler, Skeptiker, Advokat des Teufels oder selbst bejahende Persönlichkeit bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Er hat genügend viel an Denkarbeit geleistet, um zu wissen, was ihm wichtig ist und wofür er sich einsetzen möchte. Daher bringt er sich loyal und pflichtbewusst für Aufgaben ein und ist ein zuverlässiger Mitstreiter und Diener für andere. Er ist unambitiös, braucht wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung und ein ruhiger, sachlicher Arbeitsmensch, der sich im positiven Sinne in eine Gemeinschaft einordnet und Autoritäten unterordnet. Er tritt eher zurückhaltend auf und schiebt sich nicht in den Vordergrund. Gleichzeitig bewahrt er sich aber seinen wachen und kritischen Verstand und kann mit genügend viel Skepsis ausgestattet Dinge auch anders denkend reflektieren, um der Rolle das Advocatus Diaboli zu entsprechen.


Die Schwächen beim SECHSER liegen in seinem Weltbild begründet, dass er unbewusst in seiner tiefsten inneren Seele ein sehr ängstlicher Mensch ist, der über wenig Selbstvertrauen verfügt. Er ist voller Zweifel, die dazu führen, dass er eher zögerlich agiert. Dies führt dann kompensatorisch dazu, dass er sich anderen Autoritäten unterordnet und loyal in deren Diensten steht, weil er seinen eigenen Vorstellungen, Idealen und Wünschen viel zu wenig vertraut und daher auch kaum Raum geben kann. Nur wenn er diese Abhängigkeit erkennt und die vorhandene Skepsis auf sich selbst und sein Tun richtet, kann er die Sackgasse erkennen, in die er sich hineinmanövriert hat. Er hat ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis und begibt sich daher in die scheinbare Sicherheit von anderen: Gruppen, Organisationen, Dogmen.


Der Entwicklungsweg für den SECHSER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Ängstlichkeit, Unsicherheit und Mitläufertum zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, mehr von den eigenen Vorstellungen zur Realisierung zu bringen, mehr führen als geführt zu werden, mehr Verantwortung zu nehmen, um so schließlich mehr Leistungen und Erfolge herbeizuführen, die seinen eigenen Vorstellungen entsprechen.

Typ 7

Der Typ SIEBEN wird in der Literatur als Glückssucher, optimistischer Pragmatiker, Epikureer oder dankbarer Lebensgenießer bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Er ist so tatkräftig, agil und aktiv unterwegs, dass er vor keinen Schwierigkeiten halt macht. Sein Optimismus treibt ihn voran: Probleme gibt es nicht, nur Lösungen. Er ist gut im Planen und Organisieren. Auf den ersten Blick erscheint er anderen Menschen als fröhlich, glücklich und tatendurstig. Er strahlt eine gewisse Leichtigkeit des Seins aus. Durch seinen Schwung und seine Tatkraft kann er andere Menschen auch mitreißen. Selbst in schwierigen und scheinbar ausweglosen Situationen kann er noch Zweckoptimismus verbreiten.


Die Schwächen beim SIEBENER liegen in seinem Weltbild begründet, dass er unbewusst die Flucht vor den dunklen Seiten des Lebens ergreift: die Angst vor dem Schmerz. So lebt er dynamisch auf der Oberfläche des Lustprinzips, um der dunklen Seite der Wirklichkeit zu entfliehen. Er stürzt sich von einer Übertreibung in die andere und kostet einen hedonistischen Genuss nach dem anderen aus. Selbst in einer Krise will er diese nicht wahrhaben, sondern deutet solange an der Situation herum, bis sie für ihn wieder eine positive Seite hat. Seine Lebenshaltung ist gierig, egoistisch und selbstüberschätzend. Er blendet andere Menschen durch seinen augesetzten Optimismus und weicht jeder Ernsthaftigkeit aus.


Der Entwicklungsweg für den SIEBENER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Gier, Selbstüberschätzung und Egoismus zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, sich von seinem Aktionismus zu trennen und mehr innere Ruhe auszuhalten, um auf diesem Weg zu mehr Nüchternheit, Sachlichkeit, Klarheit und Ernsthaftigkeit zu gelangen.

Typ 8

Der Typ ACHT wird in der Literatur als Boss, fairer Kämpfer oder großmütiger Meister bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Er verfügt über eine unglaublich stark ausgeprägte Energie, mental und körperlich, die er mutig, konsequent und dynamisch für die Verwirklichung seiner Vorhaben einsetzt. Er ist ein Veränderer, ein Mensch, der die Welt in Bewegung bringt. Keine Aufgabe erscheint ihm zu groß, er traut sich alles zu, er scheut keine Konfrontation und spricht alles offen und direkt an. Umwege kennt er nicht. Mutig, kraftvoll und energisch schreitet er voran. Stillstand ist für ihn Rückschritt. Er definiert sich von den Ergebnissen seines Tuns, übernimmt gern die Verantwortung und setzt sich selbst Projekte und Aufgaben, gegen das anzugehen, was er als ungerecht und falsch ansieht. Für die aus seinem Blickwinkel schwachen Menschen, die sich auch so zeigen, tritt er als Beschützer auf.

Die Schwächen beim ACHTER liegen in seinem Weltbild begründet, dass nur die Starken gut sind. Unbewusst kämpft er permanent gegen die Unbillen der Welt an und übersieht die feinen Zwischentöne: Die Welt ist für ihn digital schwarz-weiß. Es gibt nur Gut und Böse, nur Freund oder Feind. Mit hoher aggressiver Energie geht er gegen das an, was er als schwarz empfindet – ohne Rücksicht auf Verluste. In seiner Entwicklungsverzögerung erkennt er überhaupt nicht, dass er wie eine Dampfwalze über andere, ihm unterlegene Menschen hinwegrollt. Er geht jederzeit mit dem Kopf durch die Wand und erlebt dieses Durchdringen der Welt als äußerst lustvoll. Dabei kann er nur deshalb so agieren, weil ihm in diesem Stadium jegliche Empathie fehlt.

Der Entwicklungsweg für den ACHTER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Lust, Schamlosigkeit und Vergeltung zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, die hohe körperliche Energie zum Beispiel in sportlichen Aktivitäten zu verbrennen und sich in Projekten mit anderen Menschen zurückzunehmen, dabei mehr Toleranz für andere Menschen zu entwickeln und das Leben mit Humor anzugehen. Der ACHTER muss lernen, sich selbst zu verstehen und seine Wirkung auf andere Menschen. Empathie ist für ihn ein sehr wichtiges Lernfeld.

Typ 9

Der Typ NEUN wird in der Literatur als kameradschaftlicher Macher, Vermittler, ruhender menschlicher Pol oder der Ursprüngliche bezeichnet. Was ist die gemeinsame Quelle seiner Stärken und positiven Besonderheiten? Weil er sich gern in seine innere Welt zurückzieht, wirkt er nach außen wie ein in sich ruhender Pol: ausgeglichen, kameradschaftlich, ursprünglich. Sie sind Friedensstifter, Schiedsrichter, Mediatoren: Da sie andere Menschen ohne Vorurteile akzeptieren, ihnen zuhören, sich gut in sie einfühlen können, ist es ihnen möglich, eine gute Wir-Beziehung zu anderen Menschen einzugehen und auch zwischen anderen Menschen ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Ihre Kommunikation ist klar, offen und direkt. Sie scheuen sich nicht, auch unbequeme Dinge anzusprechen.

Die Schwächen beim NEUNER liegen in seinem Weltbild begründet, dass nichts wirklich wichtig ist, weil sie selbst übersehen worden sind und diese Erfahrung generalisiert haben. So ordnet er sich unbewusst unter und setzt sich vordergründig kameradschaftlich für die Interessen anderer ein, wobei er hier sogar die Führung übernehmen kann. Er kann keine Unterscheidungen zwischen wichtig und unwichtig treffen und kann daher keine Prioritäten für wichtige individuelle Ziele setzen. Doch untergründig lodert auch bei ihm eine hohe aggressive Energie, jedoch hat er gelernt, Wut und Zorn zurückzuhalten. Er hat sich Gewohnheiten und Tätigkeiten aufgebaut, um sich träge treiben zu lassen und sich nicht um das für ihn Wesentliche kümmern zu müssen.

Der Entwicklungsweg für den NEUNER lautet, die Falle seiner ihn bestimmenden Emotionen von Faulheit, Trägheit und Unentschiedenheit zu erkennen, diese lernen zu kontrollieren und sich nach und nach von ihnen zu befreien. Die Lösung liegt darin, Unterschiede zu machen und Prioritäten zu setzen, die dann auch aktiv angegangen werden, um aus dem Brei des Einerleis herauszukommen. Er muss eine neue Leidenschaft fürs Leben entwickeln, Begeisterung entfalten und seinen Geist als Motor hierfür nutzen.